Reply-To: chaos-update-owner@lists.ccc.de Date: Fri, 3 Sep 1999 15:06:21 +0200 To: chaos-update@lists.ccc.de From: Andy Mueller-Maguhn andy@ccc.de Subject: CCC Presseinfo zu Hintertuer in MS Crypto API Presseinformation des Chaos Computer Club 03. September 1999 Microsoft-Betriebssysteme mit eingebauter Hintert�r: Sichere Verschl�sselung mit Windows in Frage gestellt Durch detaillierte Untersuchung des Betriebssystem Windows NT durch einen amerikanischen Sicherheitssoftware-Entwickler konnte eine massive Software-Hintert�r, die offenbar auf den US-Geheimdienst NSA zur�ckgeht in den Betriebssystemen Windows 95, 98, NT sowie Windows 2000 (beta) entdeckt werden. Diese hat nachhaltige Auswirkungen auf die Sicherheit der Microsoft-Betriebssysteme. Nachdem die Bestrebungen des amerikanischen Geheimdienstes NSA (National Security Agency) zur weltweiten Kommunikationskontrolle mit Hilfe international einheitlichen Regulierung von Verschl�sselungsverfahren herbe R�ckschl�ge erlitten hat, wird nun offenbar versucht dasselbe Ziel durch Einbau von Hintert�ren in die marktdominierenden amerikanischen Softwareprodukte zu erreichen. Die von Microsoft f�r Programmierer zur Verf�gung gestellte Anwendungs- schnittstelle f�r Verschl�sselungsfunktionen, die sog. "Crypto API" ist gegen das Einspielen und Ver�ndern von Verschl�sselungsmodulen im Betriebssystem normalerweise gesch�tzt. Externe Programmierer oder Unternehmen, die Verschl�sselungsfunktionen f�r die Microsoft- Betriebssysteme zur Verf�gung stellen, m�ssen diese Module zun�chst von Microsoft signieren lassen, bevor sie in der Crypto API verf�gbar sind. Bei der Integration von externen Verschl�sselungsmodulen werden diese von der Crypto API auf die entsprechende korrekte Signatur mit einem Microsoft-RSA Key gepr�ft. Zum Zwecke dieser Pr�fung befindet sich der Microsoft RSA Public Key im entsprechenden Modul neben einem weiteren, bislang nicht identifizierten RSA Public Key. Durch die versehentliche Herausgabe einer noch mit Debug-Symbolen versehenen Version des Pr�fmoduls (in Windows NT4, SP5) konnte jetzt der zweite RSA Key als offensichtlich dem amerikanischen Geheimdienst NSA (National Security Agency) zugeh�rig identifiziert werden; er wird im Programm mit als "NSAKEY" bezeichnet. Aufbauend auf dieser Erkenntnis mu� man es als unm�glich bezeichnen, auf der Microsoft Crypto API aufbauend sichere Verschl�sselung zu betreiben. Denn durch Signierung von der NSA produzierter unsicherer Verschl�sselungsfunktionen ist es m�glich, eigentlich sichere Verschl�sselungsmodule zu �berspielen. F�r den Anwender bedeutet dies, da� er sich nicht auf die Sicherheit etwaiger Softwareprodukte verlassen kann, selbst wenn diese durch �ffentliche Tests und Dokumentation f�r sicher befunden wurden; denn diese k�nnen l�ngst durch manipulierte Versionen der NSA ersetzt worden sein. "Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden durch derartige Hintert�ren in amerikanischen Softwareprodukten ist kaum absch�tzbar. Es kann einfach nicht angehen, da� die deutsche Bundesregierung auf der einen Seite autonome Verschl�sselung f�rdert, auf der anderen Seite sich selbst auf derartig unsichere Betriebssysteme verl�sst" kommertiert CCC-Sprecher Andy M�ller-Maguhn den Vorfall; "selbst in sensiblen Bereichen des Bundestages und der Regierung wird Windows eingesetzt". Club-Sprecher Frank Rieger forderte in dem Zusammenhang eine europ�ische Open-Source Software-Initiative f�r Sicherheits-Software ohne Hintert�ren. Der Chaos Computer Club fordert die Gesetzgeber zum Schutz der Allgemeinheit auf, eine Deklarationspflicht f�r Hintert�ren bei Software einzuf�hren. Dies gilt insbesondere f�r Software aus L�ndern, in denen die Hersteller per Gesetz zum Einbau entsprechender Hintert�ren bzw. Sicherheitseinschr�nkungen verpflichtet werden k�nnen. "Die Benutzer sollten nicht l�nger mit scheinbaren Sicherheitsfunktionen get�uscht werden." sagte CCC-Sprecher Frank Rieger. Die Erkenntnisse des amerikanischen Hintert�r-Entdeckers gehen sogar noch weiter; auch Angriffsm�glichkeiten durch Ersetzung des NSA-Keys mit einem beliebigen anderen sind vom ihm beschrieben. Quellen im Netz: Original-Dokumentation des Entdeckers Andrew Fernandes http://www.cryptonym.com/hottopics/msft-nsa.html Grundlagenpapier zum Finden von Schl�sseln in Datenmengen von Nicko van Someren und Adi Shamir http://www.ncipher.com/products/files/papers/anguilla/keyhide2.pdf National Security Agency http://www.nsa.gov Gesetzliche Grundlagen der Schw�chung von US-Sicherheitsprodukten f�r den Export http://www.epic.org/crypto/export_controls --------------------------------------------------------------------- To unsubscribe, e-mail: chaos-update-unsubscribe@lists.ccc.de For additional commands, e-mail: chaos-update-help@lists.ccc.de |